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Führung: Zum Glück seit 1447. Zur Geschichte der Wiener Rauchfangkehrer

Führung: Anna Theres Stern, Roland Cornelius (beide Rauchfangkehrermuseum)

7. November 2024, 16:00, 4., Klagbaumgasse 4 (Rauchfangkehrermuseum)


Das Wiener Rauchfangkehrermuseum wurde 1985 in 4., Klagbaumgasse 4 von Günter Stern gegründet und von ihm 37 Jahre lang laufend erweitert, um die Geschichte und Tradition der Wiener Rauchfangkehrer zu dokumentieren. 2023 übernahm seine Tochter Anna Theres Stern das Museum und erzählte am 7. November 2024 mit ihrem Mitarbeiter Roland Cornelius den Mitgliedern des Vereins für Geschichte der Stadt Wien einiges über das Museum und dieses Gewerbe, das als Glücksbringer gilt, weil es die Städte vor der Feuergefahr schützt.

Anna Theres Stern und Roland Cornelius (Foto: Alfred Paleczny)

Rauchfangkehrer werden zwar schon 1447 in den Wiener Stadtbüchern erwähnt, der erste konzessionierte Meister wurde dann 1512 von Kaiser Maximilian I. bestellt. Seither wird dieser wichtige Beruf oft in mehreren Generationen vorerst von vielen Italienern und nun meist von Wiener weitergeführt. Inzwischen gehören zum Kehren auch viele Umwelt- und Energieaufgaben.

Die beiden gelernten Rauchfangkehrer zeigten in der nachgestellten Rauchfangkehrerwerkstatt im 2. Stock des Bezirksmuseums Wieden zahlreiche Kehrwerkzeugen bis hin zu einer Schaupuppe im originalen Hirschledergewand sowie alle Arbeitsmaterialien, die den Arbeitsalltag der Rauchfangkehrer:innen abbilden. Sie gingen auf die historischen Kehrtechniken ihres Berufes und seiner wichtigen Bedeutung für den vorbeugenden Brandschutz ein und erklärten einige Arbeitstechniken, deren Namen nur mehr Eingeweihte kennen. So ist unter „Beschliefen“ das Besteigen des Kamins und unter „Patschokieren“ das Entfernen der Rauchrückstände zu verstehen. Ebenso wie das kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen gibt es aber dafür neuere professionelle Methoden, wobei sich auch die baulichen Gegebenheiten grundlegend verändert haben. Die Begriffe gehören aber inzwischen zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Anna Theres Stern und Roland Cornelius (Foto: Alfred Paleczny)

 

Frau Stern zeigte, dass der Rauchfangkehrerberuf trotz seiner kräfteraubenden Tätigkeiten kein ausschließlicher Männerberuf war und ist. Neben den Witwenfortbetrieben gab es immer wieder Frauen, die aber meist im Back-Office (Buchhaltung, Versorgung) tätig waren. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es aber schon Meisterinnen, die aber meist im Team mit Männern tätig sind. 15 Prozent der 90 Wiener Betriebe werden von Frauen geleitet.

Rauchfangkehrermuseum (Foto: Anna Theres Stern)

Der Berufsheilige der Rauchfangkehrer ist der Heilige Florian, dem eine Kirche neben dem Museum gewidmet ist. Die alte barocke Kirche aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts, im Volksmund auch als „Rauchfangkehrerkirche“ bekannt, wurde 1965 im wahrsten Sinne des Wortes „aus dem Weg geräumt“. Sie war zum Verkehrshindernis geworden und wurde trotz Protesten abgerissen. Mit der neuen Kirche wurde zwar mehr Platz für die Gläubigen geschaffen, aber ein Stück altes Wien, das allein schon wegen seiner Lage inmitten der Wiedner Hauptstraße einmalig war, beseitigt. Eine Sonderausstellung „Adieu, Du schlichte Schöne“ ist dieser Kirche gewidmet.

Bericht und Fotos (1 und 2): Alfred Paleczny
Foto 2: Anna Theres Stern

Zur Person

Anna Theres Stern ist seit 2003 Rauchfangkehrermeisterin und Inhaberin eines Betriebes im 9. Bezirk. Seit 2.1.2023 leitet sie das Rauchfangkehrermuseum. Schwerpunkte: Neuausrichtung des Rauchfangkehrermuseums, diverse Projekte wie ab 2024 über „Die Frauen im Gewerbe“.

Roland Cornelius ist Mitarbeiter im Rauchfangkehrermuseum


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