Veranstaltung: Wien 1945 bis 1955. Stadtpolitik, Verwaltung, Alltag
Veranstaltung des Wiener Stadt- und Landesarchivs zum Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki „Wien 1945 bis 1955. Stadtpolitik, Verwaltung, Alltag“ (in Kooperation mit dem Verein für Geschichte der Stadt Wien)
13. März 2025, 18:00, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Gasometer D, 11., Guglgasse 14 (4. Archivgeschoß; Zugang über Gasometer A und die Mall) sowie Online-Raum
Teilnehmer: max. 80 Präsenz (Anmeldung) | 100 Online (keine Anmeldung) , Voranmeldung bis spätestens 13.3.2025 über das Anmeldeformular auf unserer Website. Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.
Wien 1945 bis 1955. Stadtpolitik, Verwaltung, Alltag
Das Wiener Stadt- und Landesarchiv präsentiert regelmäßig Themenschwerpunkte zu Aspekten der Wiener Stadtgeschichte. Diese werden im Wien Geschichte Wiki, der historischen Wissensplattform der Stadt Wien, aufbereitet und mit digitalisierten Originalquellen verbunden.
Wien und die Alliierten
Am 13. April 1945 endeten in Wien die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs. Für die Wiener Bevölkerung und ihre politischen Repräsentanten begann eine zehn Jahre dauernde Zeit unter der Kontrolle durch die alliierten Siegermächte. Doch wie gestaltete sich die Kommunikation zwischen den Alliierten und dem Bürgermeister sowie der Stadtverwaltung? Wie wurde die Präsenz der Alliierten im Stadtraum wahrgenommen? Wie sah die Rolle der Alliierten bei der Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern aus, wie bekämpfte man den Schwarzmarkthandel? Welchen kulturellen Einfluss übten die Alliierten auf Wien aus?
Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki
Der Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki legt den Fokus auf die Zeit vom Kriegsende bis zum Abschluss des Staatsvertrags. Dabei wird auch auf das spannungsreiche Verhältnis von Alliierten und Wiener Stadtregierung eingegangen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Infrastruktur der Alliierten von ihren Wohnverhältnissen bis hin zur Freizeitgestaltung, wobei wichtige Orte auf einer interaktiven Karte dargestellt werden. Ebenso beleuchtet werden die Lebensumstände in der Nachkriegszeit, die herausfordernden Jahre des Wiederaufbaus und die halbherzige Entnazifizierung.
Abbildung: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Presse- und Informationsdienst, FC1: 48099
Programm
Begrüßung: Direktorin Dr.in Brigitte Rigele (Wiener Stadt- und Landesarchiv)
Univ.-Doz. Dr. Andreas Weigl (Wiener Stadt- und Landesarchiv)
- Wien 1945 bis 1955. Alliierte und Einheimische im Spiegelbild der Archivbestände des Wiener Stadt- und Landesarchivs
Dr.in Birgit Knauer (Technische Universität Wien)
- Wien im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg: Bewahrung des Stadtbildes und „Wiedergeburt einer Weltstadt“
Abstract (Andreas Weigl)
In der Zeit vom 13. April 1945 bis 27. Juli 1955 stand Wien zunächst unter alleiniger sowjetischer, ab 1. September 1945 unter gemeinsamer Besatzung durch sowjetische, US-amerikanische, britische und französische Truppen. Der Themenschwerpunkt im „Wien Geschichte Wiki“ „Wien 1945 bis 1955“ behandelt diese spannende und ereignisreiche Periode der Wiener Geschichte im Licht des Zusammenlebens und -wirkens von Alliierten und kommunalen Verantwortungsträgern und Behörden, wie sie sich zahlreichen Archivbeständen des Wiener Stadt- und Landesarchivs abbilden. Die einschlägigen Archivbestände reichen von der „Alliierten Verbindungsstelle“ in der Magistratsdirektion, über den Teilnachlass von Bürgermeister Theodor Körner bis zur „Sonderkommission“ zum Zweck der Entnazifizierung im Gemeindedienst. Auch die Dokumentation von Kriegsschäden und der Wiederaufbau bilden sich in Akten, kartographischen Quellen und Fotosammlungen des Archivs ab. Inhaltliche Schwerpunkte liegen bei der Präsenz der Alliierten im Stadtraum – von der Regelung der Besatzungszonen bis zur Kontrolle des Schwarzmarktes und der Einflussnahme auf die lückenhafte Entnazifizierung. Beleuchtet wird auch der kulturelle Einfluss der Alliierten der über Kontrolle und Zensur weit hinausging.
Abstract (Birgit Knauer)
Wie viele andere Städte erlitt auch die Stadt Wien während des Zweiten Weltkriegs umfangreiche Zerstörungen. Es folgte eine der entscheidendsten Phasen der Transformation in der Geschichte der Stadt, die ihr Erscheinungsbild nachhaltig prägte.
Zu den dringendsten Aufgaben nach Ende der Kriegshandlungen zählten neben der Wohnraumwiederherstellung die Trümmerräumung und die Instandsetzung des Gas-, Wasser- und Stromversorgungsnetzes. Im Zuge des Wiederaufbaus wurden jedoch nicht nur Themen der Stadt- und Verkehrsplanung diskutiert und bearbeitet, sondern auch über die Erhaltenswürdigkeit der historischen Stadt und die Bedeutung des Stadtbildes debattiert. Die Stadtstruktur wurde weitgehend beibehalten, viele historische Gebäude wurden wiederaufgebaut, während andere durch Neubauten ersetzt wurden. Bei diesen Überlegungen war nicht nur der bauliche Zustand ausschlaggebend, vielmehr wurde hier auch über Werte und die Bedeutung der Architektur für die Stadt verhandelt. Eine besondere Situation ergab sich durch die Präsenz der vier Besatzungsmächte, die auch auf Aufgabenbereiche der Denkmalpflege Einfluss ausübten.
Dieser Vortrag zeichnet ein etwas anderes Bild der Stadt Wien nach Kriegsende und der baulichen Transformation der Stadt in den Jahren 1945-1955. Nicht nur die weithin bekannten Neubauprojekte der 1950er-Jahre, sondern auch damalige Strategien und Planungen zur Erhaltung des historischen Baubestands werden in den Fokus gerückt. Deutlich wird dadurch die Intensität und Dynamik der Debatten über Bewahrung und Veränderung.
Abbildung: Staatsoper, Bundesdenkmalamt Fotoarchiv, N 451, Fotograf Walter Wellek
Online-Raum
Online-Raum
Meeting-ID: 816 6020 4510
Kenncode: 580657
Zur Person
Dr.in Birgit Knauer, Studium der Kunstgeschichte und Romanistik an der Universität Wien, 2018 Promotion zum Thema Stadtplanung und Denkmalpflege in Wien in den 1930er Jahren an der TU Wien. Von 2020 bis 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Bamberg. Seit 2020 Forschung und Lehre am Forschungsbereich für Denkmalpflege und Bauen im Bestand der TU Wien, vor allem zur Architektur der Nachkriegsmoderne und zu Diskurs und Praxis von Städtebau und Denkmalpflege im 20. Jahrhundert; laufendes Projekt zu Wiederaufbaupraxis in Österreich während und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Univ.-Doz. Dr. Andreas Weigl, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wiener Stadt- und Landesarchivs und Lehrender am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt Wien, Vorsitzender des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung und Viktor-Adler-Preisträger für Geschichte der Sozialen Bewegungen, Arbeiten zur Bevölkerungs-, Konsum-, Stadtgeschichte und Sozialgeschichte der Medizin.
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