Exkursion: Der Schubertpark und sein Gräberhain
Führung: Dr. Christian Hlavac (Garten- und Landschaftshistoriker)
23. Mai 2025, 16:30, 18., Ecke Währinger Straße Teschnergasse (Schubertpark)
Am 23. Mai 2025 führte der Garten- und Landschaftshistoriker Dr. Christian Hlavac durch den Schubertpark im Bereich Währinger Straße/Teschnergasse.
Er begann seine Führung mit einem kurzen Überblick über die Friedhofsgeschichte in Wien, bei der das Jahr 1783 eine große Wende brachte. Bis dahin wurden reichere Wiener in den Kirchen möglichst nahe dem Hauptaltar und ärmere auf Friedhöfen rund um die Kirchen bestattet. Josef II. verbot in diesem Jahr Bestattungen in Kirchen und Kirchenumgebungen und ließ fünf Kommunalfriedhöfe außerhalb des Linienwalls anlegen, die von jeweils mehreren Pfarren geführt wurden. Zu diesen gehörten die Friedhöfe im Währinger Park und im Waldmüllerpark, durch die Dr. Hlavac in den zwei vergangenen Jahren Mitglieder des Vereins für Geschichte der Stadt Wien schon führte und die alle nach der Eröffnung des Zentralfriedhofes geschlossen wurden. Der Friedhof im Schubertpark gehörte hingegen ausschließlich der Pfarre Währing und wurde 1769 eingeweiht. Ab 1897 gab es Pläne, das Gelände in einen Park umzuwandeln, was aber erst 1924 für einen Teil umgesetzt wurde, nachdem es 1919 von der Pfarre an die Stadt Wien verkauft wurde. Am 7. Juni 1925 erfolgte die Eröffnung des „Schubertparks“ durch Bürgermeister Seitz, der an diesem Tag eine noch bestehende (?) Eiche pflanzte.
Auf einem Großteil des Geländes gab es Spielplätze und eine nicht mehr vorhandene Milchtrinkhalle, im nordöstlichen Teil wurde der umzäunte und normalerweise abgesperrte Gräberhain angelegt, wo man künstlerisch wertvolle Grabsteine und die Erinnerung an Gräber wichtiger Personen erhalten wollte. Vom ursprünglichen Parkkonzept ist nur mehr ein kleiner Teil entlang der Währinger Straße erhalten geblieben. 2003 wurde der Park im Rahmen eines Bürger*innen-Beteiligungsverfahrens umgestaltet. Neben Interessen der Anrainerinnen und Anrainer wurden auch Aspekte der geschlechtssensiblen Parknutzungen und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt. 2019 wurde der nördliche Parkteil erweitert und um einige Holzdecks sowie Sitzmöglichkeiten ergänzt.
Vom ehemaligen Pfarrfriedhof sind noch die originalen Grabsteine von Beethoven und Schubert außerhalb des Gräberhains erhalten. Weiters wurden dort Nestroy, Grillparzer und Alma von Goethe, die Enkelin des großen Dichters bestattet, deren Leichen jedoch wie viele andere nach 1878 auf den Zentralfriedhof beziehungsweise bei Alma von Goethe nach Weimar überführt wurden, ohne dass wir heute ihren damaligen Begräbnisort genau kennen. Im Gräberhain befinden sich die Grabdenkmäler unter anderem der polnischen Fürstin und bedeutenden Kunstmäzenin Izabela Lubomirska, des Malers Johann Baptist Lampi, des Bildhauers Johann Martin Fischer, des Geigers Franz Clement, des Komponisten Ignaz von Seyfried, der Sängerin Therese Rosenbaum (geborene Gassmann), des Hygienikers Johann Peter Frank und der Hofschauspielerin Antonie Adamberger. Auch für zahlreiche Adelsfamilien wurden Grabmäler errichtet, darunter Colloredo, Czartoryski, Gatterburg, Mailath, Hohenlohe, OʼDonnell, Thun und Hohenstein und Wickenburg, die sich jedoch ebenfalls fast durchwegs nicht an der Stelle des originalen Grabes befinden.
Bericht und Fotos (1-3): Alfred Paleczny
Foto (4): Christian Hlavac
Zur Person
Dr. Christian Hlavac, Studium der Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur Wien und der Architektur an der Technischen Universität Wien. Arbeitet als Landschafts- und Gartenhistoriker, Publizist und Lektor. Zuletzt erschienen: Lilienfeld. Von weißen Mönchen und weißem Sport (Christian Brandstätter Verlag).
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