Vortrag: Shopping im Wien des frühen 19. Jahrhunderts. Einblicke in die Vielfalt der Geschäfte und das “Boutiquenlaufen” adeliger Kundinnen
Vortragende: Dr.in Waltraud Schütz (Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraums, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Moderation: Mag.a Jutta Fuchshuber
11. Jänner 2024, 18:00, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie Online-Raum
Teilnehmer: max. 70 in Präsenz (mit Anmeldung), 100 online (ohne Anmeldung) , Voranmeldung bis spätestens 11.1.2024 über das Anmeldeformular auf unserer Website. Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.

Reiseberichten um 1800 ist zu entnehmen, dass sich die Konsumlandschaft in London und Paris scheinbar von Städten des deutschsprachigen Raums unterschied. Reisende bemängelten vielfach eine Rückständigkeit des heimatlichen Industriefleißes und blickten sehnsüchtig in die Ferne, wenn es um die Produktion und Vermarktung von Konsumgütern ging. Die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer (1766–1838) etwa berichtete, dass Londoner Damen aus Vergnügen „Shopping“ gingen, das heißt sich in verschiedenen Geschäften Produkte zeigen ließen, oft ohne etwas zu kaufen. In Briefen von Gräfin Julie Hoyos (1816–1871) wird deutlich, dass „Shopping“ auch im Wien keine unbekannte Tätigkeit war. Im Gegenteil, der öffentliche Raum wurde mehr und mehr Konsumbedürfnissen angepasst und erweckte gleichzeitig die Lust am Flanieren und Einkaufen. Beeinflusst und befördert wurde diese Entwicklung durch Werbeinserate und einschlägige Zeitschriften. Julie Hoyos lief stundenlang im ersten Bezirk, der damaligen Stadt Wien, herum, um Produkte für ihre Schwester aufzutreiben. In Briefen hob sie stets ihre Kompetenz und ihren Geschmack hervor. In diesem Vortrag wird anhand dieses Fallbeispiels Konsumieren im Wien des frühen 19. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Abbildung: Matthias Rudolph Toma (Drucker, Verleger), Carl (KarI) Schustler (Zeichner), (A.) R. Dreÿer (Dreyer) (Lithograf), “Der Mensch und sein Beruf”: “Der Federnschmucker Blumen=machr, Kranzb. Strohh.Fab. etc.”, 1835–1841 (Herstellung), Wien Museum Inv.-Nr. 87005/56, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/154720/)
Online-Raum
Meeting-ID: 839 0163 2489
Kenncode: 709113
Zur Person
Dr.in Waltraud Schütz, Studium der Geschichte an der Universität Wien und am University College Dublin. Juni 2018 Promotion am European University Institute (Florenz) mit einer Arbeit zu Schulunternehmer:innen und Bildungspolitik in der Habsburgermonarchie ab 1774. Von April 2018 bis Jänner 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Universität Wien mit einem Projekt zu Unternehmerinnen in Wien um 1800 (gefördert durch den Jubiläumsfond der Österreichischen Nationalbank). Seit Februar 2020 Forschung zu adeligen Geschwistern im Umfeld des Wiener Hofes im frühen 19. Jahrhundert.
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