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Führung: Großstadt im Kleinformat. Die Wiener Ansichtskarte

Führung: Dr. Sándor Békési (Wien Museum)

25. Mai 2023, 16:30, MUSA (1., Felderstraße 6–8)


Ansichtskarten erscheinen einem oft als ein altmodisches Alltagsobjekt. Doch sie gehören zu den prägenden Massenmedien der Moderne. Ihre sprunghafte und weltweite Verbreitung um 1900 bewirkte eine Art ‚Bildrevolution‘ und machte die illustrierte Postkarte praktisch zum ersten globalen Bildmedium schlechthin. Bis heute spielen Postkarten für die Wahrnehmung, Repräsentation und Dokumentation der Stadt eine wichtige Rolle.

Dr. Sándor Békési (Foto: Alfred Paleczny)

Am 25. Mai 2023 führte Dr. Sándor Békési über 20 Mitglieder des Vereins für Geschichte der Stadt Wien durch die von ihm kuratierte Ausstellung „Großstadt im Kleinformat. Die Wiener Ansichtskarte“, bei der erstmals der Versuch unternommen wurde, die Geschichte dieses Mediums in Wien umfassend zu zeigen. Nach der Erfindung der postalisch transportierten Correspondenzkarte im Jahr 1869 als ersten normierten Nachrichtenträger kamen ab 1883 auch bildliche Darstellungen dazu und ab circa 1897 spricht man von der Ansichtskarte als Kombination von Foto und Text. Sie wurde immer mehr als ein Vermittler touristischer Grußbotschaften und zentraler Sehenswürdigkeiten, die auch Nebengassen und Wirtshäuser der Vorstadt und aktuelle Ereignisse festhielt. So gab es selbst im kleinen Arbeiterbezirk Fünfhaus 60 Motive auf Postkarten. Neben der Nachrichtenfunktion erhielt die Karte wichtige Aufgaben der Erinnerung vor allem an Reisen und der Werbung. Sie wurde gerne gesammelt und bisweilen auch als Serie in Alben abgelegt. Um 1980 bekam sie auch eine künstlerische Note, weil man neben Fotografien auch Kunstwerke, Botschaften, Details aus dem Alltag und bisweilen auch kitschige Motive im Massentourismus abbildete.

Dr. Sándor Békési (Foto: Alfred Paleczny)

Die letzte Ausstellung des Wien Museums im Ausweichquartier neben dem Rathaus fragt nach den (Wien-)spezifischen medialen Eigenschaften und Entstehungsbedingungen der Ansichtskarte, zeigt, wie sie sich im Laufe von über 100 Jahren verändert hat, welche Bilder der Stadt sie transportierte und welche Versuche es heute gibt, sie neu zu adaptieren. Nicht zuletzt wird der Frage nachgegangen, welche Ähnlichkeiten dieses traditionelle Medium mit Bild- und Text-Nachrichten in modernen Social Media besitzt.

Ausstellungsplakat "Großstadt im Kleinformat. Die Wiener Ansichtskarte"

Bericht und Fotos: Alfred Paleczny

Zur Person

Dr. Sándor Békési, Studium der Geschichte und Absolvent des Interdisziplinären Post-Graduate-Projektstudiums “Kultur und Umwelt” 1996-1998 in Wien; 2005 Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK); seit 2004 Kurator am Wien Museum im Department Topografie und Stadtentwicklung: Forschungsschwerpunkte: Stadt-, Umwelt- und Verkehrsgeschichte.


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