Veranstaltung: Die Erste Wiener Hochquellenleitung – Von der Planung zur Mythisierung
Veranstaltung des Wiener Stadt- und Landesarchivs zum Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki „Wiener Wasser (Arbeitstitel)“ (in Kooperation mit dem Verein für Geschichte der Stadt Wien)
Vortragende: Mag.a (FH) Dr.in Christina Spitzbart-Glasl (Wien), Univ.-Doz. Dr. Andreas Weigl (Wiener Stadt- und Landesarchiv), Dr. Peter Payer (Technisches Museum Wien)
Moderation: Dr. Christoph Sonnlechner, MAS
19. Oktober 2023, 18:00, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie Online-Raum
Teilnehmer: max. 70 in Präsenz (mit Anmeldung), 100 online (ohne Anmeldung) , Voranmeldung bis spätestens 19.10.2023 über das Anmeldeformular auf unserer Website. Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.

Programm
Begrüßung: Dr.in Brigitte Rigele MAS, Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs
Vortrag: Mag.a (FH) Dr.in Christina Spitzbart-Glasl (Wien) | Univ.-Doz. Dr. Andreas Weigl (Wiener Stadt- und Landesarchiv): Reinstes Wasser aus den besten erreichbaren Quellen. Zur Planungsgeschichte der Ersten Hochquellenleitung 1860 bis 1873
Vortrag: Dr. Peter Payer: Die I. Wiener Hochquellenleitung: Wie ein Mythos entsteht
Vortrag: Mag.a (FH) Dr.in Christina Spitzbart-Glasl (Wien) | Univ.-Doz. Dr. Andreas Weigl (Wiener Stadt- und Landesarchiv): Reinstes Wasser aus den besten erreichbaren Quellen. Zur Planungsgeschichte der Ersten Hochquellenleitung 1860 bis 1873
Mit dem Spatenstich von Kaiser Franz Joseph I. begannen am 21. April 1870 die Bauarbeiten zur Ersten Hochquellenleitung. Bereits zweieinhalb Jahre später durfte er die Wasserleitung am 24. Oktober 1873 am Hochstrahlbrunnen in Betrieb nehmen. Die Versorgung der Stadt mit hochwertigem Quellwasser aus dem 100 Kilometer entfernt liegenden Raxgebiet verbesserte schnell die hygienische Situation in der Stadt und damit auch die Überlebensverhältnisse, die zuvor durch häufige epidemische Ausbrüche von Cholera, Typhus und weite Verbreitung von gastro-intestinalen Infekten gekennzeichnet waren. Trotz bedeutender Ausbauten der Wasserversorgungsinfrastruktur seither steht die Erste Hochquellenleitung auch heute noch für vorausschauende kommunale Daseinsvorsorge und umsichtig geplante Infrastruktur.
Dieser Vortrag beleuchtet den Weg von der Vision, dem sanitären Notstand mit einem „großartigen“ Wasserversorgungsprojekt beizukommen bis zur Umsetzung des Bauprojekts. Erst im Zuge eines umfangreichen politischen und fachlichen Aushandlungsprozesses zu den kommunalen Anforderungen an das herzuleitende Wasser und den hydrologischen, sozialen und technischen Möglichkeiten der Beschaffung entschied sich der Gemeinderat für die Nutzung der „Hochquellen“. Der Geologe Eduard Suess und der Gemeindepolitiker Cajetan Felder (1868– 1878 Bürgermeister) gelten als die visionären „Väter“ der Hochquellenleitung. Neben deren politischen und gestalterischen Einfluss thematisiert der Vortrag die hygienische und epidemische Ausgangslage, alternative Projekte, die Rolle unterschiedlicher Experten sowie der öffentlichen Meinung und die Arbeit der Ingenieure des Stadtbauamts.
Abbildung: Hochstrahlbrunnen Eröffnung, in: Illustrirte Zeitung, 15.11.1879
Vortrag: Dr. Peter Payer: Die I. Wiener Hochquellenleitung: Wie ein Mythos entsteht
Sie ist ein Erfolgsprojekt, ohne Zweifel – allerdings mit einigem Auf und Ab. Der Vortrag beleuchtet die wechselvolle Geschichte der Wasserleitung von ihren Anfängen vor genau 150 Jahren bis in unsere Zeit. Anhand von zahlreichen Bilddokumenten wird dargelegt, wie sich das Bauwerk immer tiefer in die Identität der Stadt einschrieb. Doch wie und warum wurde es sukzessive mit geradezu mythischer Bedeutung aufgeladen? Wie kam es dazu, dass der Weg des Wassers vom Hochgebirge in die Metropole bis heute derart emotional besetzt ist? Neben medien- und kulturhistorischen Argumenten werden in dem Vortrag auch technische und architektonische Aspekte eingebracht. Und nicht zuletzt soll es auch um die Frage gehen, wie sich eine derart zentrale Infrastruktur im Zeichen des Klimawandels adaptieren und bewahren lässt.
Abbildung: Werbeplakat, 1895 (Wienbibliothek im Rathaus)
Online-Raum
Meeting-ID: 841 7677 9475
Kenncode: 592003
Zur Person
Mag. (FH) Dr. Christina Spitzbart-Glasl ist Umwelthistorikerin, Mitglied des Zentrums für Umweltgeschichte und arbeitet in einem Antiquariat. Sie studierte Projektmanagement für Erneuerbare Energietechnologien an der FH Wieselburg und Soziale Ökologie an der Universität Klagenfurt. 2021 schloss sie ihre Dissertation zur Umweltgeschichte der Wiener Wassermühlen ab.
Univ.-Doz. Dr. Andreas Weigl, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wiener Stadt- und Landesarchivs und Lehrender am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt Wien, Vorsitzender des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung und Viktor-Adler-Preisträger für Geschichte der Sozialen Bewegungen, Arbeiten zur Bevölkerungs-, Konsum-, Stadtgeschichte und Sozialgeschichte der Medizin.
Dr. Peter Payer ist Historiker, Stadtforscher und Publizist. Inhaber eines Büros für Stadtgeschichte, Kurator für „Kommunale Infrastruktur“ im Technischen Museum Wien. Vorstandsmitglied des Vereins für Geschichte der Stadt Wien und des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Sinnesgeschichte der Großstadt, öffentlicher Raum, Wiener Feuilleton. Zahlreiche Artikel in Zeitungen und Fachjournalen, Buchpublikationen zur Stadtgeschichte von Wien, zuletzt (gem. mit Johannes Hloch): Gebirgswasser für die Großstadt. Die I. Wiener Hochquellenleitung. Wien: Falter-Verlag 2023.
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