Die Ökonomie der Fürsorge.
Mag. MA Sarah Pichlkastner (Institut für Österr. Geschichtsforschung)
15. Oktober 2015, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs
Das Wiener Bürgerspital und seine vielfältigen Wirkungsbereiche in der Frühen Neuzeit.
Am 15. Oktober 2015 referierte Frau Mag. Sarah Pichlkastner MA, Projektmitarbeiterin am Institut für Österr. Geschichtsforschung, im nahezu voll besetzten Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs über das Wiener Bürgerspital.
Diese Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Institution war schon im Mittelalter und dann auch in der Frühen Neuzeit ein wahrer „Multikonzern“: Weinproduzent, Biermonopolist, Grundherr, Kreditgeber und -nehmer, landwirtschaftlicher Großbetrieb und vieles mehr. Wie die meisten Fürsorgeeinrichtungen dieser Zeit hatte auch dieses Spital sich selbst zu finanzieren und war daher auf fromme Zuwendungen und geschicktes Wirtschaften angewiesen. Das Bürgerspital stellte somit einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor in der kaiserlichen Residenzstadt dar. Gleichzeitig bildete es mit seinen Filialen in der Frühen Neuzeit den Mittelpunkt der unter städtischer Verwaltung stehenden Kranken- und Armenversorgung und beherbergte – kurz- oder langfristig – Arme, Alte, (Pest-)Kranke, Verletzte, Schwangere und Wöchnerinnen, Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen, Waisen- und Findelkinder sowie Pilger. Im Zug der Reformen Josephs II. in den 1780er Jahren wurde die InsassInnen des multifunktionalen Spitals, das ab der Ersten Osmanischen Belagerung von 1529 im ehemaligen Klarissenkloster in der Stadt untergebracht gewesen war, auf vielfach neu begründete „Spezialeinrichtungen“, wie etwa das neue Allgemeine Krankenhaus, aufgeteilt.
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